Wie abhängig man von einigen Dingen ist, merkt man bekanntlich erst, wenn sie mal nicht mehr da sind. Eines dieser Dinge ist bei mir das Internet auf meinem Handy. Normalerweise genieße ich es, bei kurzen Aufenthalten hinter der Grenze, mal Ruhe vom lauten Netz zu haben – oder rede es mir zumindest ein. Doch man verfällt so schnell in die Gewohnheit an einer unbekannten Kreuzung, auf der Suche nach einem Geldautomaten, in die Hosentasche zu greifen, um sich Erleuchtung zu verschaffen.
Doch Erleuchtung gibt es im Ausland normalerweise nur gegen einen absurd-hohen Fantasie-Aufschlag namens „Roaming“.
Diese unschöne Gebühr wanzt sich – trotz ihrer Schwere zu Beginn unbemerkt – in Form von exponentiellen Multiplikatoren an die ohnehin vergoldeten Einsen und Nullen des eigenen Datentarifes an, dass einem das Wort „Spaß“ schon gar nicht mehr im Wortschatz hausen kann, während einem von der hinterher aufgetischten Rechnung noch die Eingeweide schmerzen.
Während es inzwischen zumindest im europäischen Umland halbwegs bezahlbare Daten-Optionen gibt, schaut der USA-Reisende einfach nur in die Röhre, jedenfalls bei meinem Anbieter: der Telekom. Dort darf ich mir gnädigst, mit einem Strafbetrag von 14,95€ einen „Travel & Surf Pass S“ für die USA klicken. Von „surfen“ kann hier eigentlich keine Rede sein.
Korrekterweise wäre wohl „Travel & Slip“, denn ein kurzes „Rutschen“ ist das passendere Sinnbild für 10MB. Immerhin gibt einem die Telekom 24 Stunden Zeit einmal seine E-Mails abzurufen, 2 Fotos bei Twitter hochzuladen und vielleicht noch bei einer Maps-App zu gucken, auf welcher Seite man den Flughafen verlassen hat, bevor es dann für ein Runterladen des PDFs seiner Hotelreservierung aus der Dropbox nicht mehr reicht … dieser „Pass S“.
Die Alternative war per Google gefunden: AT&T, einer der größten Netz-Provider der Staaten, bietet einen Pay-as-you-go-Tarif an – bei uns ist sowas als „Prepaid“ bekannt. Einfach reinwackeln in den Store, freundlich seine Kreditkarte durch den Schlitz ziehen, ein Autogramm geben und dann winkt sie, die goldene SIM-Karte mit dem amerikanischen Akzent.
Leider war diese Verheißung aber auch mit zahlreichen Hinweisen verbunden, die dem Briefing eines Geheimagenten gleichen. Man solle bloß nicht sagen, dass man ein iPhone besitzt, es gar vehement verneinen und solle sich irgendwas zusammenflunkern von einem Nokia Lumia und dass man es noch auf dem Zimmer und nicht dabei habe. Sonst würde einem die heißersehnte SIM-Karte leider wieder hinter den Wall des Schlaraffenlandes verbannt.
Nachdem man dann mit seinem frisch gewonnenen Kundeberater vermutlich noch ein, zwei Schnäppschen getrunken hat, um den Armen Flachbildschirm-Rückseitenberater gefügig zu machen, müsse man im schlimmsten Fall noch die Karte auf Micro-SIM-Größe zurechtstutzen und anschließend sich den APN des Providers auf eigene Gefahr zurechtzimmern. Puh … also auf jeden Fall ein Teppichmesser, eine Micro-Sim-Schablone und schauspielerische Fähigkeiten mit den Koffer packen, sowie hoffen, dass man in den Recall kommt.
Nun, ich kann euch beruhigen: Die Zeiten der Winkelzüge scheinen zum Glück vorbei. Inzwischen ist es kein Problem mehr sich als Reisender eine Prepaid-SIM von AT&T zu besorgen. Was es kostet, was es zu beachten gilt und wie genau es bei mir gelaufen ist, gibt’s ausführlich im nächsten Blogpost.
Viel Erfolg. Im April war es noch eine Qual, das „richtige“ Datenpaket für das iPhone / nicht für das iPhone zu aktivieren.
Die Zeiten scheinen endlich vorbei!