Mobiles Internet in den USA

Disclaimer: Dieser Blogpost spiegelt die Situation bei AT&T im September 2012 wieder.

Wer in den USA auf sein Hosentaschen-Internet nicht verzichten möchte, muss sich nicht in horrende Roaming-Gebüren stürzen. Die Lösung: SIM-Karte eines hiesigen Anbieters beschaffen. Prepaid-Angebote gibt es inzwischen in brauchbaren Paketen zu (subjektiv) angenehmen Preisen. Bisher waren iPhone-Besitzer aber gezwungen seltsame Winkelzüge durchzuführen.

Wie bereits im letzten Blogpost zu diesem Thema erwähnt, bin ich kein großer Freund davon irgendwelche Flunkereien durchführen zu müssen, um mir eine SIM-Karte für $50 verkaufen zu lassen, die am Ende auch möglichst funktionieren sollte. Also beschloss ich, dass es genug AT&T Stores gibt, um erst mal den naiven Tourist zu spielen, der sie doch einfach nur mit etwas Geld bewerfen möchte, um sein geliebtes Internet wieder dabei zu haben.

The Buying Experience

Gesagt, getan – nach 25 Minuten Fußweg von unserer Wohnung erreichten wir den ersten AT&T Store und wurden von einer überaus gut gebrieften und engagierten Mitarbeiterin (an dieser Stelle schöne Grüße an Juanita) empfangen. Ich sagte mein Sprüchlein auf. „We are looking for a prepaid data plan for our iPhones!“, kreuzte alle Finger und biss die Zähne zusammen … als ich wieder blinzelte, wurden wir überraschenderweise nicht, mit ausrangierten Android-Telefonen beworfen und vor die Türe gejagt, sondern lächelnd mit einem „Thats no problem“ in die „Buying Experience“ überholfen. Inzwischen ist auch der Begriff „Prepaid“ in den USA geläufig, den sperrigen Begriff „Pay as you go“ kann man also als „Legacy“ verbuchen.

Der Vorgang geht schnell und unkompliziert … nicht mal eine Photo-ID (z.B. Führerschein oder Reisepass) ist dafür nötig. Zur Option steht in den GoPhone-Tarifen von AT&T nur ein $25 teures Paket für 250 Gesprächsminuten und endlose SMS ins amerikanische Netz(!), wenn man ein Daten-Paket dazu möchte. Letztere gibt es in Geschmacksrichtungen von 50MB ($5), 200MB ($15) und dem sinnvollen 1GB ($25). Je nachdem wie lange man in den USA ist, kann sich das 200MB Paket noch lohnen, man sollte aber bedenken dass man in der Fremde wesentlich mitteilungsbedürftiger in Form von Fotos ist und sich tendenziell mehr draussen und damit ab vom WLAN aufhält. Die eigene Verbrauchstatistik von zuhause, sollte man also locker x 2 rechnen. Mit $50 (zum Zeitpunkt dieses Posts etwa 38€) ist man also gut versorgt für reichlich Internet, Kartennutzung und Bilder-hochladen. Als Richtwert: Nach 5 Tagen „Back in Business“ sind bei mir bereits 100MB durch die Leitung geflossen.

Kein Pony ohne Pferdefuß: Die APN Konfiguration

Das Konfigurieren des APN (damit das Telefon weiß, wo es seine Daten herbekommt) ist leider immer noch notwenig. In unserem Fall war „Juanita“ aber bereits von sich heraus emsig dabei unsere Telefone einzufordern, um uns alles korrekt und vor unseren Augen nachvollziehbar zu konfigurieren.

Sollte man das Pech haben nicht in diesen Luxus zu kommen, sollte man vor allem eines parat haben: WLAN. Ohne APN-Profil macht die neue SIM-Karte nämlich nur dieses „Telefonieren“, somit erreicht man die Webseite nicht, die einem das vorkonfigurierte APN-Profil auf das Telefon installiert. Unter dem etwas böse-klingenden Namen Unlockit.co.nz ist besagte Page zu erreichen, die sich am iPhone sogar als Web-App präsentiert. Unter „Mobile Settings“ ist „US – AT&T (PAYG)“ die richtige Wahl.

Account-Seite und das Aufladen-Prozedere

Nun das WLAN deaktivieren – und da war es dann, das gelobte „Luft-Internet“.
Daten- und Freiminuten-Guthaben sind von nun an 30 Tage gültig und müssen danach neu aufgeladen werden. Dies geht entweder per Guthaben-Karten aus dem AT&T Shop oder per Hotline und Webseite mit der Kreditkarte. Die Account-Info-Webseite für GoPhone Kunden erreicht man unter www.paygonline.com. Hier loggt man sich mit seiner Telefonnummer und einem Code ein, den man hier per SMS anfordert. Um dies zu tun, scheut nicht auf den Punkt „Forgot your passwort?“ zu klicken.

Wir hatten Probleme im nun folgenden Registrations-Prozess den Bundestaat auszuwählen. Wenn ihr auch in dieses Problem lauft, gibt es leider nur die Möglichkeit sich über die 611 zum „Customer Service“ verbinden zu lassen und diese Daten etwas umständlich verbal ändern zu lassen.

In seiner Account-Übersicht sieht man nun seinen Telefon-Tarif und weiter unten sein hinzugebuchtes Daten-Paket. Rechts füllt man sein „Main Account Balance“ mit Geld auf, dieses kann dann wieder in die „Grundgebühr“ für den nächsten Monat oder neue Datenpakete umgesetzt werden. Wer wirklich eine längere Zeit in den USA bleibt kann sich wahlweise auch ein Auto-Renewal über seine Kreditkarte aktivieren und muss somit nicht monatsweise daran denken.

Unter „Buy Feature Package“ kann für den neuen Monat ein frisches Paket Einsen und Nullen erworben werden. Wer nicht mal mit 1GB auskommt, kann sich nach Aufbrauchen des Daten-Kontingents das Paket auch im laufenden Monat erneut buchen – zumindest laut AT&T Customer Service. Da mir dies noch nicht passiert ist, kann ich das leider nicht aus erster Hand bestätigen.

Bleibt noch die Gretchen-Frage nach Teathering. Nun … das kann man sich leider verreiben, sofern man nicht auf einen Jailbreak zurückgreift, von dem ich persönlich nur abraten kann. AT&T bietet zum Zeitpunkt dieses Blogposts leider keinerlei Option an in Prepaid-Tarifen diese Option zu buchen. Somit bleibt der eigene Rechner auf WLANs angewiesen. Dem iPad kann man mit der SIM-Karte natürlich temporär Internet verschaffen. Die APN-Prozedur muss dann hier wiederholt werden.

Zum Schluss noch ein paar handliche Tipps …

  • Dienste die SMS-Authentifizierungen senden (z.B. Google 2-Way oder TAN-Nummern, gehen an die deutsche Telefonnummer, wer nicht wechseln will, sollte ein Zweit-Handy parat haben.
  • Die meisten deutschen Anbieter bieten ein Stilllegen des Vertrages auf Wochenbasis an. Der ruhende Vertrag schont somit den Geldbeutel, verlängert sich aber nach hinten raus. Zu Beachten für iMessage-Nutzer: Kommuniziert eure Apple-ID als Empfangs-Adresse – eure Telefonnummer ist für die Dauer der Stilllegung nicht mehr per iMessage zu erreichen.

Generell für Reisende mit Internet-Heimweh empfiehlt sich übrigens dieses Verzeichnis von Daten-Tauglichen SIM-Optionen: Prepaid Data Wiki

Fragen zu diesem Thema gerne in den Kommentaren oder auf Twitter stellen. Ich versuche sie zu beantworten, wenn ich kann.

Update: Stand der Dinge nach rund einem Monat …

Inzwischen sind fast 30 Tage rum und ich habe noch einen interessanten Umstand festgestellt:
auch AT&T zählt die verbrauchten Daten in der üblichen „Block-Kalkulation“. In der Regel rechnen die Provider nicht Kilobyte-genau ab, sondern zu Blöcken von 100 oder mehr Kb. Sprich: Ruft man seine E-Mails ab und verbraucht dabei 22Kb, wird dennoch nach 60 Sekunden bis 5 Minuten der nächstgrößere Block „eingebucht“. Das läppert sich natürlich über den Monat.

Verbraucht habe ich laut iPhone knapp 300MB, auf der AT&T-Seite habe ich noch 645MB übrig.
Damit laufen die Statistiken auf Handy und Webseite ca. 55 MB auseinander.
Für den 1GB Data-Plan relativ egal, für den mit 200MB wäre dies aber schon eine signifikante Anzahl an Krümeln, die am Kontingent knuspern.

2 Gedanken zu „Mobiles Internet in den USA

  1. Ein toller und sehr anschaulicher Blog Post zur aktuellen Situation! Endlich Luft-Internet in den USA für Reisende!

  2. Danke für den 2. Teil! Sehr schön ausführlich geschrieben!Habe es gleich abgespeichert.
    Liebe Grüße
    Anika